Voller Motivation starteten wir in die neue Woche, denn wie ihr im letzten Bericht erfahren habt, hatten wir sowohl die grobe Betriebsanlagengenehmigung erhalten, wie auch die Finanzierung für den Start regeln können. Erst die Woche zuvor war alles noch in der Schwebe, da noch keine Gewerbeberechtigung vorlag und die externe Finanzierung kurzfristig abgesagt wurde.
Nun sollte es endlich voran gehen. Mit der Finanzierung und behördlichen Genehmigungen an der Hand machten wir gleich am Montag einen Termin bei der Bank für die Eröffnung eines Firmenkontos aus, dessen Unterlagen ich bereits im Oktober erhielt, jedoch mangels fehlender Gewerbeberechtigung zu dem Zeitpunkt noch nicht eröffnen wollte. Für Mittwoch wurden 30min. Zeit eingeplant. Wie es die deutsche Pünktlichkeit erwartet, waren wir zu dieser Uhrzeit dort. Doch leider die Ernüchterung: wir hatten nicht einmal richtig die Gelegenheit, Platz zu nehmen, da uns der zuständige Mitarbeiter darüber in Kenntnis setzte, dass aufgrund meines abgelaufenen Ausweises die Eröffnung eines Firmenkontos nicht möglich sei. Okay, dass man ohne Ausweis als Neukunde kein Konto eröffnen kann, ist für uns nachvollziehbar. Bei mir ist es aber zum Verständnis folgendermaßen. Es stimmt, dass mein Ausweis abgelaufen ist. Aber, für die Beantragung eines neuen Passes muss man als Deutscher in Österreich mindestens 3 Monate Wartezeit einrechnen und dann ganz nach Wien fahren, also rund 2 Stunden Autofahrt. Dieser Termin war am 24. Oktober, also bereits über 6 Wochen her. Laut Amt dauert die Zusendung des Passes anschließend 6-8 Wochen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis der neue Ausweis in meinem Postkasten landen wird. Ich habe dazu alles schriftlich: Die Terminbuchung, Terminbestätigung und dass der Ausweis erfolgreich beantragt und bearbeitet wurde.
Aber das ist nicht alles: Ich bin ja bereits bei meiner Hausbank Kundin, mein Privatkonto ist nicht üppig gefüllt, schreibt aber auch keine roten Zahlen. Das heißt, die Bank, bei welcher ich ein Firmenkonto eröffnen wollte, hat bereits meinen -inzwischen abgelaufenen- Ausweis gesehen, akzeptiert, kennt mich als Person und meine ganzen Personalien. Genau genommen braucht die Bank kein Datum auf dem Ausweis, sondern eine Legimitation. Und wenn ich ehrlich bin, kann man mich auf dem abgelaufenen Ausweis tausend Mal besser als mich identifizieren, als bei meinem Mann aufgrund Bartwuchs mit seinem gültigen Ausweis. Ein Datum auf einer Plastikkarte zählt also mehr als der Mensch und alle anderen gültigen Dokumente wie z.B. Meldebescheinigung, Führerschein usw.
Da uns das Ganze irgendwie faul vorkam und wir einen Verdacht hatten, bat ich darum, mir dies schriftlich zu wiederholen. Ich erhielt am selben Tag die Antwort mit den Worten, „aus bankpolitischen Gründen“ sei die Eröffnung eines Geschäftskontos nicht möglich. Das heißt, nicht nur dass man den genauen Grund schriftlich umschreibt, plötzlich sei grundsätzlich kein weiteres Konto möglich. Das heißt, selbst wenn mein Ausweis nun eintrudelt, möchte man mich als Geschäftskundin nicht haben. Wie gesagt, ich habe so meinen Verdacht, aber darauf näher einzugehen, würde den Rahmen sprengen und ist sowieso nur ein Verdacht, ich möchte hier keine falschen Unterstellungen in den Raum geben, falls mein Verdacht falsch wäre oder gar die Kündigung des Privatkontos droht. Dennoch hätte ich mir gewünscht, ganz egal aus welchen Gründen die Ablehnung ausgesprochen wurde, dass man mich früher informiert hätte. Hätte ich bereits früher erfahren, dass man mit mir nicht zusammen arbeiten möchte, hätte ich entsprechend mich anderweitig umsehen können. Wertvolle Zeit, die uns mal wieder verloren ging.
Diese Ablehnung warf uns wieder einen Schritt zurück, denn die Finanzierung sollte, um privat von geschäftlich klar trennen zu können, auf genau dieses Konto eingehen. Und ohne Geldeingang, wieder kein Einkauf von Waren, Verpackung, Mobiliar und Kasse. Somit rückt die Eröffnung weiter nach hinten.
Dennoch wussten wir, dass die Finanzierung ihr Wort hält und wollten daher Sicherheit bezüglich der Geschäftsräumlichkeiten. Da man auf unsere Updates per Mail die letzten Wochen nicht reagierte, wurden wir vor Ort vorstellig. Da niemand anzutreffen war, hinterließen wir unsere Telefonnummer bei seinen Mitarbeitern. Zwei Tage später ohne Rückruf wieder persönliche Anfahrt, wieder keiner da, wieder hinterließen wir unsere Telefonnummer bei einer Mitarbeiterin. Die Mitarbeiterin jedoch berichtete uns, dass sie gehört habe, der Laden sei nun verkauft. Stimmt das? Wenn ja, warum sagt man uns das nicht früher?
Ganz ehrlich, liebe Leser und Zuhörer, dieses ewige Hin und Her, diese langanhaltende Warterei und das langanhaltende Leben in Ungewissheit, dazu dann manch absurde Auflagen und merkwürdige Aussagen, schlägt auf unser Gemüt.
Es sind zwar immer Kleinigkeiten und letztendlich gehen wir immer mehr vor, als wir zurück fallen, trotzdem ist es alles andere als einfach. Wir wollen doch einfach nur anfangen, zu arbeiten, unsere Fähigkeiten ausleben und die Region mit schokoladigen Erzeugnissen bereichern ….
Eines Mittags rief der potenzielle Vermieter an, erklärte, dass er zwar eine Kaufanfrage hätte, nichts jedoch fix ist. Er schlug einen Termin für nachmittags 17 Uhr vor, um den Mietvertrag und Umbauarbeiten zu besprechen. Ihr wisst vielleicht von unseren Berichten, dass wir die Zahl 17 gerne mögen. Ein gutes Zeichen also?
Anscheinend nicht direkt, denn wenige Stunden später rief er erneut an, sagte den Termin ab. Er gab aber weder eine mündliche Zusage noch einen neuen Termin, sondern lediglich „irgendwann nächste Woche“ sollte es sein.
Puh, was machen wir nun? Kein Konto, um Gelder geschäftlich bewegen zu können. Kein Geschäft, um endlich mit Umbau, Produktion und Verkauf anfangen zu können.
Was sollen wir nun tun? Eine weitere Woche einfach nur warten und schauen, was dann passiert? Oder doch aufgeben und aufhören? Oder jetzt auf „Plan B“ zurück greifen? Aber auch „Plan B“ erfordert wieder die Sache mit der Betriebsanlagengenehmigung. Ein neuer Standort würde bedeuten, dies ganze Genehmigungsverfahren erneut wiederholen zu müssen.
Ich frage mich, wie machen das die anderen? Wie kann man es sich leisten, sowohl als Vermieter, wie auch als Unternehmer, derart lange zu warten? Und stellt euch mal vor, wir hätten all diese ganzen Umbaupläne von einem Bauzeichner, Grafiker oder wie auch immer der dafür zuständige Berufszweig heißt, machen lasen, wir hätten jetzt ohne Ende Gelder und vermutlich noch viel mehr Zeit versenkt, ohne aber nennenswert voran gekommen zu sein in dem Bereich.
Wieder flossen zahlreiche Tränen, wieder schenkten wir gegenseitig Trost, wieder versuchten wir unseren Kindern zu erklären, warum wir nicht einfach Schokolade machen können. Auch wenn wir ihre Sorgen, ohne Einnahmen kein richtiges Weihnachtsfest feiern zu können, nehmen konnten, ist es für uns alle nicht einfach. Das, was als Außenstehender so einfach klingt, ist eine nervenraubende Zeit.
Dazu kommt, dass wir uns manchmal so fühlen, als seien wir in der „Warum-Phase“ eines Kindes hängen geblieben. Wir wollen zu Aussagen und Vorschriften immer das Verständnis, demzufolge ein „Warum“. Mit diesem „Warum“ stoßen wir nicht immer auf Zustimmung und Verständnis, … und wenn das „Warum“ unbeantwortet bleibt, entweder weil wir es nicht aussprechen oder es nicht beantwortet wird, reagieren wir innerlich ähnlich emotional wie eben ein jenes Kind, welches man mit seinem Wissensdurst so stehen lässt.
Zurück zum Thema. Umso mehr aber spüren wir in dieser emotional schwierigen Zeit wieder die Dankbarkeit, dass wir uns haben und all jene, die uns wohlgesonnen sind. Das zeigt uns, dass trotz mancher Hindernisse oder Umwege, wir weitermachen wollen und sollen. Und so denken wir an „Plan B“, welcher andere Räumlichkeiten vorsieht, allerdings ohne vor-Ort-Verkauf ausgenommen Abholung nach Onlinebestellung. Wir haben bereits schriftlich bezüglich Betriebsanlagengenehmigung angefragt, wollen aber weder die Geschäftsräumlichkeiten in der Innenstadt absagen noch allgemein zusagen. Wir warten die kommende Woche ab, was sich wie ergibt.
Eine Eröffnung vor Weihnachten ist damit definitiv nicht mehr möglich, weil allein die Lieferung der Waren länger dauern würde als die Zeit bis Weihnachten noch dauert. Es bleibt aber der Wunsch, dass um den Geburtstag meines Mannes herum im neuen Jahr auch die Chocolaterie eine Art Geburts-Tag feiern kann.
Wir versinken somit nicht in Selbstmitleid, Frust und Ärger, sondern schauen positiv nach Lösungen, wir schauen nach vorn und machen das Beste aus dem, was wir können und dürfen.
Irgendwann werden wir wissen, wozu das alles gut war und werden erkennen, dass alles seinen Sinn hatte. Vermutlich werden wir auch lachen darüber, wie wir unter den eigentlichen Kleinigkeiten gelitten haben.
Ist Zustand des Ladens in Güssig im 360° Format
Aufnahme von Oktober 2023
4 Kommentare
[…] ihr in unserem letzten Wochenupdate erfahren habt, war sich der Vermieter der geplanten Geschäftsräumlichkeiten doch nicht sicher, ob […]
[…] ihr bereits im vorletzten Update erfahren habt, gab es Schwierigkeiten mit den Geschäftsräumlichkeiten, der […]
[…] diesen Bildern könnt ihr, ähnlich wie bei unseren letzten Planungen, sehen, dass vorne im Eingangsbereich ein Verkaufsraum mit Schokobrunnen und Kasse eingerichtet […]
[…] erfahren habt, hat der Vermieter am Hauptplatz nach der langen Betriebsanlagengenehmigungszeit sich dann doch anders entschieden, der Umbau bei uns zuhause steht mit den behördlichen Richtlinien in keinerlei zeitlichen, […]