Jedes Süße hat sein Bitteres, jedes Bittere sein Süßes, jedes Böse sein Gutes. 
Öffentlicher Brief -Ein deutsche Familie packt aus!
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Öffentlicher Brief • Abschnitt 32 • Schulkosten und Kindergartengebühr

Nach zwei Jahren recht kostengünstigen Homeschoolings sollten die Kinder das Schulstystem wieder in Anspruch nehmen. Welch enorme Kosten auf uns zukam, ließ uns verzweifeln

Es war soweit, die Kinder sollten in die Schule gehen. Kurz vorher bekamen wir wie gewohnt die Einkaufsliste. Wie gewohnt ärgerten wir uns darüber. Abgesehen davon, dass man zu diesen ganzen Ausgaben gezwungen wird, so ist es je nach Produkt extrem schwer oder gar unmöglich, diese zu bekommen. Manche Hefte 40 Seiten, andere 20, manche mit Rand, andere ohne. Aber was, wenn es ein Heft mit 40 Seiten sein soll, man dieses aber nur ohne Rand bekommt? Selber nachzeichnen ist verboten, es muss exakt dieses Heft sein. Mehrfach mussten meine Kinder sich anhören, bis wir letztendlich nach deutlicher Erklärung unserer erfolglosen Heftsuche die „Erlaubnis“ bekamen, selber den Rand zu zeichnen. Manches bekommt man in Güssing gar nicht und bei anderen bin ich erschrocken über die Preise. Wir verstehen einfach nicht, warum die Schule nicht selbst diese Unterlagen anbietet. Wenn die Schule in Großmengen dies einkauft, ist es nicht nur für die Eltern deutlich günstiger, dies in der Schule zu erwerben, sondern alle Kinder sind mit den gleichen Unterlagen ausgestattet. Kein Stress für die Eltern, kein Stress für die Lehrer, denn alle Schüler sind vollständig ausgestattet. Einfach die Pakete an die Schüler verteilen, Gelder einsammeln, fertig. Mit den jährlichen Klassenfotos klappt es schließlich auch.

Aber gut, während wir auf den teuren Ersteinkauf mehr oder weniger vorbereitet waren, überschütteten uns die weiteren Kosten. Es stand eine Klassenfahrt an mit 100 € Selbstbeteiligung. Klassenfahrt kurz nach den Sommerferien. Wir erklärten der Schule, dass wir das Geld nicht haben und man sagte uns, dass das Kind dann nicht teilnehmen kann. Man könne zwar einen Antrag ausfüllen, das Geld bekäme man aber erst hinterher wieder. Das heißt, man muss in Vorkasse gehen, und genau diese Vorkasse muss irgendwie finanziert werden. Das andere Kind sollte stolze 500 € für die Klassenfahrt zahlen. So viel Geld haben wir einfach nicht. Die Vorkasse der „günstigen“ Klassenfahrt konnten wir Dank familiärer Unterstützung vorfinanzieren, doch die Skireise musste aussetzen. Während also unsere mittlere Tochter während der Klassenfahrt ihre heute beste Freundin kennen lernte und unzertrennlich ist, musste die Große in einer fremden Klasse untergebracht werden und hat bis heute keinen sozialen Anschluss gefunden, da sie eine von wenigen ist, die nicht mit fuhren konnte. Wie wir inzwischen von vielen Eltern gehört haben, sind wir nicht die einzigen, die 500 € einfach als viel zu viel empfinden. Auch wenn die anderen es sich -wie auch immer-leisten können, ist es ein anhaltendes Phänomen, dass armutsgefährdete Kinder ausgeschlossen werden. Wer das Geld nicht hat, kann nicht mitfahren. Das war schon zu unserer Schulzeit so und ist auch heute noch so.

Natürlich gibt es einige Unterstützungsmöglichkeiten, zum Beispiel den Elternverein, aber die Umwege sind einfach zu groß, teils weiß man davon gar nichts (Elternverein erfuhren wir erst hinterher durch Zufälle) und manche Bedingungen sind schwer zu fassen. In unserem Fall zum Beispiel ist es so, dass wir als Deutsche keinen Anspruch auf Sozialhilfegelder haben. Dadurch, dass wir also kein Arbeitslosengeld oder dergleichen erhalten, haben wir keinen Beweis dafür, dass wir nichts haben. Und wer nicht nachweisen kann, dass er nichts hat, dem wird auch nicht geholfen. Nur wer nachweisen kann, dass er bereits Hilfe bekommt, bekommt noch mehr Hilfe. Je weniger man hat, desto weniger bekommt man. Arme werden immer ärmer und werden gesellschaftlich ausgeschlossen.

Dazu kommt dann noch die Selbstbeteiligung für das iPad. Es ist sehr löblich, dass die Kinder qualitativ hochwertige Materialien nutzen dürfen, aber auch hier war der Antrag zur Selbstkostenbefreiung erfolglos. Wir konnten nicht nachweisen, dass wir kein Geld haben. Und da jeder nur seinen Job macht und es eben diese Richtlinie gibt, bekamen wir keine Befreiung. Ohne Befreiung kein Tablet. Ohne Tablet Ausgrenzung vom Schulalltag. Ist es die Zukunft, die wir wollen? Zum Glück hat jemand aus der Familie die Not erkannt und das Geld überwiesen, aber hätten wir diese Hilfe nicht, stünden unsere Kinder ohne iPad da. Abgesehen davon müssen wir leider sagen, dass die Nutzung digitaler Endgeräte zwar zur heutigen Zeit wichtig ist, aber die Kinder schreiben einfach zu wenig mit der Hand. Während zu unserer Jugend man 6-seitige Aufsätze per Hand schrieb, abgeschrieben von der zuvor selbst erfassten Kladde, so sind die Kinder heute überspitzt gesagt nicht mal in der Lage, eine Postkarte auszufüllen, viele wisen nicht einmal, was eine Kladde ist. Digitalität ist wichtig, aber hier gilt „weniger ist mehr“. Zu viel Bildschirm, zu viel tippen, zu wenig Handarbeit, das kann nicht gut gehen. Wenn das so weiter geht, können die Kinder bald gar nichts mehr, nicht mehr lange mit Hand schreiben, dafür aber Hand- und Augenprobleme. Doch wenn man dies anspricht, verweist man gern auf die Verantwortung der Eltern. Schließlich können sie dies nachmittags mit ihren Kindern üben. Wir aber können immerhin stolz sagen: wir lesen Bücher und Ines hat sogar selbst ein Buch geschrieben, inzwischen sogar in überarbeiteter Neuauflage raus gebracht. Wir schreiben noch mit Hand Briefe an die Familie oder arbeiten Strukturen mit Stift und Papier aus. Aber wenn die Schule den Fokus auf das Tablet legt und die Jugend dies auch Nachmittags nutzt, hat die elterliche Vorbildfunktion nur wenig Erfolg zur Nachahmung. Als es in der Schule noch kein Tablet gab, hat zumindest unsere ältere Tochter gern eigene Bücher geschrieben. Natürlich nicht so lang wie ein echtes Buch, aber sie hatte Freude.

Nebenbei kommen noch sämtliche Ausflüge, Werkmaterialien, Schulunterlagen, Essengehen und sonstiges. Wir haben eine Liste angefangen, aber irgendwann wurde sie so unübersichtlich, dass wir aufgehört haben. Wir mussten uns entscheiden, ob wir für 40 € einen Halbwocheneinkauf erledigen oder den Schulausflug finanzieren. Es ist wirklich fürchterlich, wenn man zu wenig Geld hat ! Es ist wirklich unfassbar, wie teuer der ganze Extrakram in der Schule ist. Es ist teilweise so teuer, dass wir uns überlegt haben: Würden wir zurück ins Homeschooling gehen und dieses Geld in private Nachhilfe geben, hätten wir nicht nur bessere Noten, sondern auch weniger Stress, weniger Ausgrenzung (im Homeschooling war unser soziales Umfeld größer, sodass der soziale Aspekt nicht vernachlässigt wurde, wie gern pauschal vorgeworfen wird) und mehr Freizeit.

Beim Kindergarten sind wir tatsächlich froh, dass dieser gratis ist. Ohne diesen Gratiskindergarten könnten wir uns den Kindergarten einfach nicht leisten. Trotzdem sind auch hier die Zusatzkosten für uns echt belastend. Ständig waren wir im Verzug, weil die verpflichtende Morgenjause, die vierteljährlich im Voraus bezahlt werden muss, schwer zusammen zu kratzen ist. Das Mittagessen muss ausfallen, weil die rund 5,50 pro Tag bzw. rund 200 € pro Monat zu viel sind, und wenn wir dann auch noch hören, dass dies bald sogar noch teurer wird, können wir quasi auch gleich ins Restaurant gehen. Wer einem normalen Job von 8-16 Uhr nachgeht und somit Jause, Mittagessen und Nachmittagsjause zahlen muss, muss sich zweimal überlegen, inwiefern es das wirklich wert ist. Da sind Extrakosten wie Sommerfest, Osterkörbchen, Laternelaufen, Bastelkosten usw. noch nicht mit eingerechnet.

Wir fassen zusammen: Schule und Kindergarten kosten Geld. Ob es viel ist oder wenig, hängt vom Einkommen der Eltern ab. Fakt ist aber, dass Kinder, deren Eltern sich gewisse Sachen nicht leisten können, gesellschaftlich ausgegrenzt werden. Insbesondere das Ausschließen von Klassenfahrten hat langfristige Nachteile zu befürchten. Es macht uns einfach so traurig, dass hier beispielsweise die Volkshilfe sich gegen Kinderarmut einsetzen will und jedes Jahr „Tour de Chance“ im Kampf gegen Kinderarmut ins Leben ruft, aber fast nebenan können sich manche Kinder manches nicht leisten und leiden unter der Armut. 
Wir müssen uns dafür einsetzen, dass in den Schulen Gleichberechtigung herrscht. Oder aber wir hören auf, ständig etwas zu faseln, was am Ende mehr dem Marketing dient, statt dem Wohl des Kindes. Und genau da können wir wieder an die Kindeswohlgefährdung anknüpfen. Uns wird vorgeworfen, wegen Eselsohren in den Heften und nach Essen riechender Kleidung das Kindeswohl zu gefährden, während zeitgleich die Kinder in der Schule ausgegrenzt werden, weil nur wohlhabende Kinder am schulischen Leben teilnehmen können. Die Schule bestimmt also, was die Eltern alles zu bezahlen haben und wenn die Eltern dies nicht können, sieht sich natürlich niemand in der Verantwortung. „Schuld“ sind wir, ausbaden müssen es die Kinder. Die Kinder aber sind unsere Zukunft.

Im Übrigen von all den Institutionen, die ihre Hilfe für Kinder und Familien so stark medialisieren und sich damit gern schmücken war das Rote Kreuz das einzige, was tatsächlich und unkompliziert sein Wort gehalten hat, nämlich die 100 € Kosten der Klassenfahrt wurden zurück erstattet. Alle anderen hatten nur leere Versprechungen, nichts mit Förderung, Kampf gegen Kinderarmut oder Gleichberechtigung.

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