Wir feiern Einjähriges
Nachdem der Trubel zur Weihnachtszeit vorbei war, ging es langsam an die Planung der bevorstehenden Saison, insbesondere aber unseren ersten Geburtstag. Es ist für uns ein ganz besonderer Tag, denn viele Jahre haben wir uns auf die Eröffnung der Chocolaterie gefreut ohne zu wissen, wie sie angenommen wird. Doch während wir im Vertrauen und voller Hoffnung waren, hörten wir von Einheimischen nicht selten die „Warnung“, dass die Güssinger sehr speziell seien, Unternehmen sich hier nicht lange halten und die Region sowieso ungeeignet sei. Doch aller Warnung zum Trotz, blieben wir unseren Plänen treu nach dem Motto: „Wir wissen erst, wie es wird, wenn wir es ausprobieren„.
Und so durften am 23. März 2024 wir die Türen das erste Mal öffnen, eine Woche vor Ostern.
Nun, zum ersten Geburtstag, galt es, diesen Ehrentag zu würdigen. Aber wie? Als Startup leben wir nicht gerade in finanzieller Fülle, aber so gar nichts bieten wäre auch irgendwie blöd. Dazu kam, dass es ein Sonntag ist und die Frage, dürfen wir überhaupt öffnen?
Und wie viele Besucher würden wir erwarten? Einerseits haben die meisten unter uns an dem Tag frei, sodass sie Zeit für einen Besuch haben, andererseits sind die Güssinger auch sehr festgefahren in Strukturen. Es wäre also durchaus möglich, dass an einem Sonntag, wo wir sonst geschlossen haben, niemand vorbei käme.
Wer wird kommen? Bekannte oder Neukunden? Kinder oder Erwachsene? Kunden oder jene, die nur gratis sich durchkosten wollen? Einfache Bürger oder auch Medien? Erster Besuch des Bürgermeisters oder gewohnte Stammkunden? Werden sie auf Sitzplätzen verweilen oder nach dem Stöbern schnell wieder gehen? Werden sie Schokolade kaufen oder Heißgetränke bevorzugen? Brauchen wir Kaltgetränke?
Es war gar nicht so leicht, diesen Tag zu planen. Wie gern hätten wir eine größere Party draus gemacht, aber wie sagt man so schön, alles ist gut, wie es ist. Und so füllten wir unsere Regale etwas mehr, als üblich, wenn auch weniger, als geplant. Wir kauften Zutaten für Kaffee und Heiße Schokolade, dafür musste die Deko ausbleiben, die haben wir bei unserer Aufregung doch glatt vergessen. Damit alles behördlich seine Richtigkeit hat, wurde dieser Öffnungstag selbstverständlich angemeldet, dessen Genehmigung schnell und reibungslos, aber kostenpflichtig war.
Wir überlegten auch, ob für einen großen Ansturm vielleicht Einweggeschirr besser sein mag, oder der kleine Andrang mit Mehrweg bedient werden kann? Wir stockten beides auf und fanden so einen Mittelweg.
Aber wie kann man den Tag nun besonders machen? Einfach nur öffnen ist irgendwie nicht ausreichend. Kaffee und Kuchen, …. ja das geht, aber was noch? Soll das alles sein? Es muss doch etwas Besonderes her.
Wir dachten an eine liebe Kundin, die seit vielen Jahren versucht, eine Schokolade zu finden, die ähnlich schmeckt wir die Bensdorp aus den 60er Jahren. Zwar gibt es die Marke heute noch, nicht jedoch die Schokolade. Damals gab es sie um 1 Schilling. Da war eine witzige Idee geboren: Wir kreieren eine Schokolade, die dem ähnlich sein soll und anstelle sie für übliche 4,50 € zu verkaufen, starteten wir die Aktion, sie gegen 1 Schilling zu tauschen. Die Schillinge sollen, sofern genügend zusammen kommen, einem Projekt zugute kommen, welches später unseren Laden schmücken würde als kleine Erinnerung an die damalige Zeit.
Außerdem sollte jeder Kunde eine Schoko Erdbeere gratis bekommen.
Unser Schokobrunnen, welcher schon letztes Jahr unser Highlight sein sollte, wurde zwar inzwischen bestellt, liegt aber aufgrund eines Defekts wieder beim Hersteller zur Reparatur. Diese Aktion fällt für den Geburtstag also raus.
Aber nun gut, genug geplant:
Am Samstag Abend, mithilfe unserer Kinder, wurden die Außensitzplätze vorbereitet. Wir danken an dieser Stelle unserem Geschäftsnachbarn Cetin, der uns seine Möbel für diesen Tag zur Verfügung stellte.
Am Sonntag sollte es soweit sein. Die gestern gekauften Erdbeeren wurden in einer Frühschicht frisch überzogen, im Anschluss die Kuchen gebacken und dann sollten auch noch die Bensdorp Schokoladen produziert werden. Puh, da haben wir uns was vorgenommen und leider etwas überschätzt. Die Esterhazy Schnitte ist leider nicht fertig geworden und die letzten Schokoladen erst während der Öffnungszeit eingepackt, aber im großen und Ganzen haben wir alles im Rahmen unserer Möglichkeiten fertig gestellt. So anstrengend der Vormittag auch war, so interessant war der Nachmittag. Um 14:00 öffneten wir und wir waren wirklich positiv überrascht, wie gut es besucht war. Noch nie haben wir an einem Tag so viel heiße Schokolade anbieten dürfen, noch nie haben so viele Menschen durchgehend gleichzeitig unsere Chocolaterie besucht. Auch wenn geladene Persönlichkeiten wie z.B. der Bürgermeister oder Verena Dunst leider nicht zu Gast waren, so waren viele andere wunderbare Menschen dabei, unter anderem die Wirtschaftskammer und der Nationalratsabgeordnete Michael Gmeindl. Das Wetter hat wunderbar mit gespielt, es war herrlich angenehm, um draußen zu verweilen, weder zu warm, noch zu kalt.
Es stöberten bekannte und neue Gesichter durch das Sortiment. Interessanterweise wurden am heutigen Tage die Motivschokoladen und der Kühlschrank so mal überhaupt nicht beachtet, die Tafelschokoladen und Heißgetränke dafür umso mehr.
Viele Menschen trafen sich, kamen zu zweit oder in kleinen Gruppen und trafen hier bekannte Gesichter, es war wie eine große Familie. Es wurde ein gemütlicher Nachmittag, wo beim Kaffeetrinken fleißig geplaudert wurde.
Man gratulierte uns von Herzen zu dem heutigen Tag und wünschte uns alles Gute für die Zukunft.
Es war sogar so voll bei uns, dass in der Folgewoche uns einige Kunden sagten, dass sie deswegen eben erst jetzt hinein schauten, nachdem sie am Sonntag die Fülle nur aus der Ferne bestaunten.
Wir sind wirklich überaus begeistert gewesen von den drei Stunden des Sonntagnachmittags. Auch wenn wir natürlich oft überzeugt von unserem Tun und unseren Erzeugnissen sind, so sind Tage wie diese jene, die uns Mut machen, schwere Zeiten zu überstehen und zu zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es ist manchmal nicht leicht, aber wenn man durchhält, wird man mit vielen positiven Aspekten belohnt. Hätten wir damals auf die „Warnungen“ gehört und außerhalb Güssings uns selbstständig gemacht oder gar einen ganz anderen Job gewählt, dann wäre uns mit Sicherheit einiges an Tränen und Leid erspart geblieben. Aber es hätte uns an anderer Stelle viel Positives gefehlt. Die Freude an der Arbeit, die herzlichen Kundenfeedbacks, glückliche Kunden, Stolz und natürlich auch eine gewisse Portion Selbstbewusstsein sowie, mit unserem Mut zu inspirieren. Also auch wenn das Jahr nicht einfach war und wir vieles, von dem, was wir wollten, nicht erreicht haben, so haben wir an anderer Stelle mehr geschafft, als wir uns erträumt haben.- Und genau dafür hat es sich gelohnt, am Ball zu bleiben.
All diese Fortschritte sind uns jedoch nur möglich, weil wir nicht nur uns als Familie haben, um uns gegenseitig aufzufangen und zu motivieren, sondern auch durch unsere Fürsprecher und geduldige Geschäftspartner, die es manchmal auch nicht leicht mit uns hatten. Jeder einzelne in diesem Zahnrad ist enorm wertvoll und so möchten wir ein herzliches Dankeschön ausrichten an alle, die dieses Zahnrad am Laufen gehalten haben und werden.
Was wir für das neue Jahr vor haben? Nun, einiges bleibt natürlich geheim, auch wenn Norman seine Schwierigkeiten hat, seine Visionen erst einmal nur intern zu notieren 😉 Aber ein paar Andeutungen können wir schon machen.
Unser großer Wunsch ist es, den Außenbereich zu verschönern. Diese Sehnsucht tragen wir schon lange in uns, aber Step bei Step soll aus Theorie Wirklichkeit werden. Da wir aber kein Café in dem Sinne sind, geht es hier „nur“ um eine gemütliche Sitzatmosphäre zum Verweilen mit Blick auf die Burg.
Wir haben noch viele kreative Ideen, was die Tafelschokoladen betrifft. Insbesondere fruchtige Sorten dürfen noch einziehen, ebenso wie im Sommer die Verarbeitung von Cocktails saisonal passend wäre. Um die Nebensaison, spricht die heißen Sommertage, leichter zu überbrücken, werden wir unser Obstsortiment sowie unser Eissortiment erweitern.
Ebenso ist es unser Bestreben, regional mehr mit hier produzierenden Erzeugern zusammen zu arbeiten, um diese in unseren Schokoladen zu verarbeiten. Durch verschiedene Liköre und den Uhudler haben wir den ersten Schritt bereits getan, was jedoch noch mit weiteren Alkoholen, Früchten, Nüssen und Samen erweitert werden darf.
Möglich wären auch kleinere Veranstaltungen ähnlich wie unser Einjähriges, je nach Budget und Saison weiter ausgebaut und wetterbedingt angepasst.
Aufgrund der großen Beliebtheit unserer personalisierten Schokoladen im Einzel- und Großmengenverkauf werden wir auch dies weiter ausbauen.
Außerdem arbeiten wir an den Öffmungszeiten. Da wir aber keine 14 Stunden geöffnet haben wollen oder können, werden wir vermutlich mit Umfragen arbeiten. Sollen wir bereits um 7 Uhr öffnen? Oder reicht es eigentlich, erst mittags zu öffnen? Wie wäre ein Ruhetag oder eine Art Hitzefrei ab 14 Uhr im Sommer? Wir müssen schauen, wie sich unsere Ideen und Möglichkeiten mit euren Wünschen vereinbaren lassen.
Wir planen ein gesundes Wachstum in 2025, um dann im Jahr 2026 so richtig durchstarten zu können. Wir sind uns sicher, dass unser Traumleben, dessen Weg bereits geebnet ist, sich realisieren wird, ob dies mit unseren zeitlichen Vorlieben übereinstimmt, wird die Zeit zeigen.
Wir jedenfalls sind, auch mit Rückschlägen und Tränen zwischendurch, motiviert und voller Tatendrang. Wir lieben die Güssinger Region, wir lieben unsere Arbeit und danken all unseren Kunden und Fürsprechern.
Vielen Dank an alle, die uns zur Seite stehen, ohne euch wäre die Chocolaterie in Güssing nicht möglich !
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